Lauftraining mit dem Hund: Ein Gastbeitrag von Phil. Um es gleich vorweg zu nehmen: Joggen oder Laufen ist für einen Hund anstrengend, auch wenn es manchmal nicht so erscheint und man seinen Hund als aufgewecktes Kerlchen kennt. Gehe nicht mit einem Welpen oder einem jungen Hund joggen! Die Anstrengung ist für ihn zu gross, die Muskeln und der Knochenbau noch nicht genug ausgebildet. Manche Rassen und Hunde eignen sich von ihrer Anatomie und ihrem Wesen her nicht zum Joggen.
Lauftraining mit dem Hund
Der Hund hat eine bevorzugte Trabgeschwindigkeit. Schneller oder langsamer findet er grundsätzlich doof und unbequem. Herauszufinden, welche Geschwindigkeit dein eigener Hund bevorzugt, ist nicht von heute auf morgen zu erledigen.
Beobachte deinen Hund genau und achte auf seine Körpersignale.. Führe deinen Hund nicht früher als im Alter von 24 Monaten ans Laufen heran und steige langsam ein. Erinnere dich, wie du selber mit dem Laufen begonnen hast und leg auch Pausen ein.
Das Wohl des Hundes steht an erster Stelle
An warmen Tagen verschiebst du die Läufe unbedingt auf den frühen Morgen oder Abend oder verzichtest sogar darauf. Steigt das Thermometer in den Frühlings- und Sommermonaten weiter an und ist es auch für uns unangenehm warm, so gehst du auch nicht mit deinem Vierbeiner laufen.
Tempo und Intervallläufe sind grundsätzlich nichts für einen Hund. Ich setze sie nur sehr behutsam ein, wenn mein Hund dabei ist. Wenn ich wirklich in die Vollen gehe, lasse ich den Vierbeiner zu Hause. Es ist besser für ihn und besser für mich.
Kontrolliere regelmässig die Fussballen deines Hundes: Lange Strecken auf Teer oder auf Kieswegen können zu Blasen führen. Eine Salbe so alle zwei Tage hält die Ballen deines Vierbeiners geschmeidig. Sollten dennoch Blasen oder kleinere Verletzungen entstehen, gönne deinem vierbeinigen Begleiter eine Pause bis die Pfoten wieder gesund sind.
Idealerweise pflegt man empfindliche Hundepfoten mit einer Zink-Créme. Die ist sehr gut fettend, nicht wasserlöslich und auch nicht giftig für den Hund, falls er sich die Pfoten leckt. Idealerweise zwei, drei Mal die Woche anwenden, dann gibt es keine Risse oder Blasen. Für den Winter und auf Schnee gibt es spezielle Pfotenschutz-Balsame, damit sich keine Eisklumpen zwischen Ballen und Zehen bilden. Das kann sehr schmerzhaft sein.
Denk dran, dass wir es heute mit Zuchthunden zu tun haben, denen wir seit Jahrhunderten Schönheits- oder „Arbeitsgene“ hinzugezüchtet haben. Das war selten zum Wohl des Hundes. Wir gehen nicht mit Wölfen spazieren und es gibt Hunde, bei denen ein Lauf zu viele Reize auslöst, so dass er sich unwohl und unsicher fühlt.
Joggen mit der Hundeleine
Zieh deinem Hund ein bequemes Brustgeschirr an. Auf keinen Fall ein Halti (Band, das die Schnauze des Hundes umfasst) und kein Halsband. Beide, ganz besonders das Halti, sind bei ruckartigen Bewegungen des Hundes oder – noch schlimmer – des Meisters für die Halswirbel äusserst schädigend. Stell dir selbst einmal vor, wie unangenehm es ist, so ein Ding zu tragen.
Führ deinen Hund beim Joggen generell angeleint und gib ihm genügend Leine, aber immer nur so viel, dass er nicht vom Trottoir auf die Strasse gelangen kann. Zieh ihn bitte nicht hinter dir her! Läuft er langsamer, pass dich seiner Geschwindigkeit immer an und nicht umgekehrt.
Gib ihm die Möglichkeit sein Geschäft zu verrichten und zu schnüffeln. Mit der Zeit wirst du feststellen, dass die ideale Art mit dem Hund zu joggen immer eine durchhängende Leine ergibt.
Wenn der Hund abgeleint ist und du läufst weiter, kann er nicht in Ruhe pinkeln oder „Zeitung lesen“ und muss jedes Mal hinter dir her hetzen. Auch du als Halter wirst auf deinen frei laufenden Hund viel mehr Achtung geben müssen und weniger entspannt laufen können.
Für dich als Läufer gibt es übrigens eine spezielle Gurte, an der eine meist elastische Leine befestigt ist. Ich bevorzuge allerdings, die gewohnte Leine an meinem Trinkgurt fest zu machen. Dieser ist aus meiner Erfahrung auch etwas stabiler.
Fütterungszeit des Hundes
Sicher eine Stunde vor einem Lauf nicht füttern. Du gehst auch nicht mit vollem Magen laufen! Und bitte nimm den Kot deines Vierbeiners auf. Selbst mit einem Säckchen in der Hand lässt sich ein paar Minuten bis zum nächsten Robidog laufen.
Verhalten gegenüber anderen
Weiche anderen Hunden, Spaziergängern, Joggern, Radfahrern und Reitern in genügendem Abstand und immer möglichst ruhig aus. Lass es zu keinem Konflikt kommen. Hunde müssen sich nicht „begrüssen“, nur wir haben diesen vermenschlichten Bezug dazu. Dein Hund und die anderen Hundehalter werden es dir danken.
Bist du gestresst oder fühlst du dich nicht wohl, lass deinen Begleiter lieber zu Hause und geh alleine auf deine Runde. Hunde reagieren sensibel auf ihren Halter und spüren, wenn „etwas im Busch“ ist. So ist Stress vorprogrammiert und das tut beiden nicht gut.
Wie verhalte ich mich als Läufer?
- Laufe nicht frontal auf einen Hund zu, egal ob er angeleint ist oder nicht. Ein Hund empfindet es als eigenartig und gar bedrohlich, wenn jemand frontal auf ihn zu rennt. Gib dir und dem anderen Hund genügend Platz. Verlangsame das Tempo, wende den Blick ab, weich aus, wenn es der Platz anbietet.
- Sollte dennoch ein freilaufender Hund auf dich zu rennen, bleib stehen, wende den Blick ab, dreh dich leicht und ohne hektische Bewegungen von ihm weg. Du gibst ihm somit ein Beschwichtigungszeichen, auf das er reagieren wird.
- Immer ruhig bleiben, tief ein- und ausatmen.
- Näherst du dich von hinten, gibst du in genügendem Abstand dem Spaziergänger mit seinem Vierbeiner ein Rufzeichen: Ein kurzes „Hallo“ oder „Achtung“ genügt. Ansonsten erschrecken sich beide, der Zweibeiner und seine Begleitung, fürchterlich – insbesondere wenn du dich lautlos heranpirschst und urplötzlich neben Hund und Meister auftauchst.
Ich hatte einmal ein Erlebnis mit einem Jogger, der wie aus dem nichts hinter mir auftauchte. Ich erschrak genau so wie mein Rüde, der sich daraufhin (an der Leine) zum Läufer bewegte und ihn beschnüffeln wollte. Dieser kam wutentbrannt auf mich zu – für den Hund eine unfreundliche und bedrohliche Geste – um mich und meinen Hund zusammen zu stauchen. Ich brachte zuerst kaum ein Wort heraus. Meine Bitte, sich doch bemerkbar zu machen und nun ein paar Schritte von mir und meinem Hund zurückzutreten, erwiderte er mit „Ich muss gar nichts!“ Je lauter er schrie, umso nervöser wurde ich und mein Hund…!
Es ist ein Miteinander, kein Gegeneinander. Mit Ruhe, Gelassenheit, einem freundlichen Verhalten und Verständnis kann man so manchem Konflikt aus dem Weg gehen. Dann sollte auch das Laufen mit Fido, die Begegnung mit Spaziergängern und der Läufer, der auf Hunde trifft, für alle problemlos sein.
Phil&dog
Phil ist mit seiner „Berger blanc suisse Hündin“ Taika Teilnehmer an der Initiative für ein gewaltfreies Hundetraining.
Ergänzungen von Läuferinnen und Läufern mit Hunden
Stefan: Ich habe zwei folgsame französische Hirtenhunde, welche ich von klein weg ans Laufen herangeführt habe, die spielend leicht meine Tempo/Intervall oder Trailläufe mitmachen. Und das alles ohne Leine. Spass pur! Keep on Running!
Christine: Man kann beim Laufen mit Hund durchaus auch die Zugkraft nutzen. Ich mache mit meinen beiden Hunden Canicross und Dogtrekking. Wichtig ist dabei, dass der Hund Kommandos wie „langsam“, „warten“, „go“ lernt. Bei Bergabstrecken müssen meine Hunde immer hinter mir gehen. Man darf mit Hunden schon früher das Laufen vorsichtig aufbauend trainieren. Wichtig ist, die Überforderungssignale zu erkennen. (hochschrauben, schnüffeln, sich zurückfallen lassen, … usw.)
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