Runners High und Flow beim Laufen: Wer es einmal erlebt hat, will es immer wieder geniessen: Das Runners High beim Laufen. Sei es bei einem intensiven Lauftraining oder Wettkampf – plötzlich, meist ganz überraschend schwappt eine Welle über deinen Körper, welche dir das völlige Glücksgefühl schenkt – einem Rauschzustand ähnlich. Das Runners High kannst du nicht bewusst auslösen. Man weiss, dass regelmässiges Lauftraining kombiniert mit einer bestimmten Anstrengungsschwelle Bedingung dafür ist.
Runners High und Flow beim Laufen
Den Flow, ein leicht berauschendes Gefühl beim Lauftraining, erreicht man viel eher. Die Trainingsintensität muss so hoch sein, dass der Körper sich annähernd in einem „Stoffwechsel-Gleichgewicht“ befindet. Plötzlich fühlt man sich frei, die Beine laufen wie automatisch weiter. Die Gedanken an den Alltag verfliegen und der Körper ist nur noch auf das Hier und Jetzt konzentriert.
Die körpereigenen Drogen – die Endorphine
Studien zeigen, dass Endorphine vorwiegend im Bereich des Frontallappens der Grosshirnrinde und dem limbischen System freigesetzt werden. Das sind beides Gehirnregionen, in denen Gefühle verarbeitet werden. Wissenschaftler konnten im Blut von Sportlern nach einer Ausdauerbelastung erhöhte Mengen an Endorphinen nachweisen. Diese wirken, wie Morphium und Heroin, schmerzstillend und machen euphorisch. Die beschriebene Euphorie hält zudem über mehrere Stunden nach der Laufbelastung an.
Das Hören von besonders schöner Musik oder das Erleben besonders schöner Dinge kann ebenfalls eine Endorphin-Ausschüttung auslösen. Allerdings tauchen auch neue Erkenntnisse auf, die andere Stoffe für die positiven Gefühle verantwortlich machen.
Der Flow beim Laufen
Die Experten sind sich einig, dass allein die Endorphine die starken Emotionen bei einem Wettkampf oder Lauftraining nicht erklären lassen. An der Uni Halle verfolgte man eine heisse Spur: Testpersonen mussten auf dem Laufband laufen. Die Trainingsintensität wurde so eingestellt, dass sie gerade optimal ausgelastet waren. Nach rund 20 Minuten gerieten die Sportler in einen Glückszustand, den die Psychologen „Flow“ nennen. Diese „Freiheit im Kopf“ hat wohl jeder Läufer schon erlebt: Die Probleme, an die man gerade noch gedacht hatte, sind verschwunden und haben einer wohltuenden „Leere“ im Kopf Platz gemacht. Die Beine laufen automatisch. Der Sportler ist eins mit sich.
Die Wissenschaftler stellten nun dem laufenden Sportler Aufgaben, welche ein Nachdenken erforderten und stellten fest, dass dies den Testläufern richtig schwerfiel. Damit konnte man zeigen, dass gewisse Regionen im Gehirn nicht mehr gleich effizient arbeiteten wie sonst üblich.
Beim Joggen abschalten – im wahrsten Sinne des Wortes!
Die Wissenschaftler der Uni Halle stellten nun die Theorie auf, dass das Gehirn so stark mit den koordinativen Aufgaben der Bewegung beschäftig ist, dass es gewisse Gehirn-Regionen, welche aktuell nicht benötigt werden, auf Sparflamme setzt. Damit kann Energie gespart werden.
Zu den „abgeschalteten“ Gehirn-Regionen gehört der präfrontale Cortex (Teil der Grosshirnrinde), welcher für die kognitiven Prozesse (das Denken, Lernen, Problemlösen, die Zeit- und Raumwahrnehmung) zuständig ist.
Werden diese Funktionen „abgeschaltet“, fühlt sich der Läufer frei und unbelastet, völlig eins mit sich selbst. Der Flow hat eingesetzt.
Wann setzt der Flow ein?
In verschiedenen Studien konnte man nachweisen, dass der Flow-Effekt – welcher einem Runners High nicht unähnlich ist – in bestimmten Trainingsintensitäten vorkommen. Die Belastung muss so gewählt werden, dass sie genügend gross, aber auf keinen Fall zu gross wird. Der Körper sollte mit dem Stoffwechsel in einem Gleichgewicht stehen – also genügend Sauerstoff für die Verbrennung der Energie haben und auch das Gehirn mit genügend Sauerstoff versorgen können. Das entspricht in etwa dem Wohlfühltempo mit einer Pulsbelastung von 75% deiner maximalen Herzfrequenz.
Den Flow und das Runners High selbst erleben
Vor allem bei langen Läufen im Intensitätsbereich von 75 % bis 80 % der maximalen Herzfrequenz gerate ich schon nach 15 bis 20 Minuten in einen Flow und das Laufen geht wie von selbst. Manchmal weiss ich im Nachhinein nicht mal sicher, welche Wege ich beim Laufen gewählt habe.
Das Runners High hingegen erlebte ich nur bei stärkeren Belastungen (Intervalltraining, Tempoläufe, Wettkämpfe). Während der Flow jeweils langsam, fast unmerklich einsetzte, schwappte das Runners High jeweils wie eine kleinere oder grössere innere Welle durch meinen Körper. Er wird von stimmungsaufhellenden Endocannabinoide und anderen Stoffen überschüttet.
Wer das Runners High erlebt, kann unter Druck kommen, es immer wieder erleben zu wollen und zu viel an seine Grenzen zu gehen. Im schlechtesten Fall kann ein solches Verhalten zu einer Sportsucht mutieren.
Runners High: Die Forschung geht weiter
Noch hat die Wissenschaft nicht für alles eine Erklärung gefunden. Ein Forscherteam der Universität Halle versucht, Parallelen zur Herzfrequenzvariabilität zu finden.
Weiterführende Artikel zum Runners High und Flow beim Laufen:
Das könnte dich auch interessieren:
» Ruhepuls und Ausdauertraining
» Warum einen Wettkampf laufen
» Halbmarathon Trainingsplan – Möchtest du einen Halbmarathon laufen?
Seitencode: LT909