Vorfuss-, Mittelfusslaufstil oder Fersenlauf – welcher ist der beste? Mit den Laufstilen ist es wie mit Sandkörnern: Es gibt sie in grosser Menge, aber jeder ist einzigartig, individuell und wir können die einzelnen nicht vorbehaltlos miteinander vergleichen. Trotzdem unterscheiden wir zur Vereinfachung zwischen den drei grossen Gruppen Vorfuss-, Mittelfuss- und Fersenlaufstil.
Beitrag von Anja Prieler-Kemboi, Leistungsathletin aus Klagenfurt
Drei Mal Abdruck im Vergleich!
Du hast dir sicher auch schon mal die Frage gestellt, welcher Laufstil denn der richtige sei. Vielleicht hast du dir den einen oder anderen Profiläufer als Vorbild genommen und gedacht, sein Laufstil könnte bei diesen Bestzeiten der einzig richtig sein? Solche Vergleiche halte ich für gewagt. Welcher Stil der Beste ist, bleibt umstritten. Kann man die Beinarbeit eines Läufers, der den Marathon in 4 Stunden finisht, mit dem eines Profiläufers aus Kenia, der die 42 km mit 20 km/h durchläuft, überhaupt vergleichen? Muss der Laufstil bzw. der Abdruck hier nicht logischerweise aufgrund der unterschiedlichen Geschwindigkeiten ein anderer sein?
Meiner Meinung nach hängt der Abdruck davon ab, wie schnell man läuft, in welchem Gelände man unterwegs ist und welche Art von Trainingseinheit man gerade absolviert. Das bedeutet: Der richtige, einheitliche Laufstil gibt es nicht. Er passt sich den Gegebenheiten an.
Schnell: Vorfusslaufstil
Meistens bekommen wir zu hören, dass der Vorfusslauf der beste Laufstil sei. Hier orientiert man sich an den Laufprofis und kommt so auf diese zweifelhafte „Weisheit“. Die Kenianer aber laufen auch nicht immer auf dem Vorfuss. Ich habe zumindest bis jetzt noch keinen gesehen, der joggend bergab oder regenerativ auf dem Fussballen unterwegs war!
Auf der Bahn und bei den berühmt berüchtigten „Fartleks“ hingegen macht das Vorfusslaufen Sinn. Die Geschwindigkeit ist hoch und der Abdruck kräftig und dynamisch. Anzumerken ist hier noch, dass hinterher ordentlich gedehnt wird, da der Vorfusslauf – auch als Ballenlaufstil bekannt – gerne Verletzungen an Waden, Knöcheln und Achillessehnen provoziert.
Schonender: Auf dem Mittelfuss
Die schonendere Art und Weise ist es, am Mittelfuss abzurollen. Dauerläufe, Tempoläufe und nicht allzu schnell gelaufene Trainingseinheiten können und sollen sogar ohne weiteres am Mittelfuss gelaufen werden. Einen Halbmarathon oder Marathon sollte man sowieso nicht mit dem Vorfusslaufstil rennen. Hiervon konnte man Haile Gebresselassie überzeugen, der nach jahrelangem Bahn rennen auf dem Vorderfuss auf den Mittelfuss umstellen musste und danach Weltrekord lief.
Weitverbreitet: Der Fersenlauf
Der am weiten verbreitetste Stil ist der Fersenlaufstil. Höchstwahrscheinlich deshalb, weil die grosse Masse an Läuferinnen und Läufern in gemässigtem Tempo unterwegs ist. Das Abrollen auf der Ferse ist nicht falsch, aber wer schneller werden möchte, sollte zumindest ein paar Mal in der Vorbereitung ein paar Steigerungsläufe absolvieren. Die läuft jeder Läufer und jede Läufern auf dem Vorfuss, weil die Geschwindigkeit, die damit erreicht werden kann, einfach viel höher ist. Versuch es selbst und mach dir ein eigenes Bild davon!
Fazit:
Ich behaupte: Den allgemein richtigen Laufstil gibt es nicht. Verständlicherweise hast du bergauf einen anderen Abdruck als beim Bergablaufen und genauso ist es bei schnellen, mittleren und langsamen Tempoeinheiten. Eine Umstellung von einer Lauftechnik auf eine andere ist nur mit fachlicher Begleitung und gezieltem Aufbau sinnvoll.
Wer schneller werden möchte, sollte zumindest vom Fersen- auf den Mittelfusslaufstil umstellen! Am Ende ist es aber jedem selbst überlassen, wie er sich beim Laufen am wohlsten fühlt. Es ist individuell, welchen Laufstil du wählst und du weisst auch am besten, was dir gut tut.
Mit Laufstilen ist es eben wie mit Sandkörnen ….
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