Greifvogelangriffe auf Jogger

Greifvogelangriffe auf Jogger: Ich laufe Ende Mai friedlich zu einem Training los. Locker bin ich die ersten 300 Meter gejoggt. Auf dem Gehsteig neben der Hauptstrasse. Das letzte Haus der Siedlung habe ich soeben passiert, als ein eigenartiges Geräusch meine Aufmerksamkeit weckte: „Wusch“. Sekunden später ein zweites „Wusch“. Nun frage ich mich plötzlich, woher dieses Geräusch kommen könnte. Weit und breit Ruhe, kein Auto, kein Mensch. Ich richte meinen Blick nach vorne – und schaue direkt in einen auf mich zufliegenden Greifvogel.

Nachtrag 2022. Im Mai war ich unterwegs auf meiner gewohnten „Winter-Laufrunde“. Einen halben Kilometer vor meinem Endpunkt merkte ich, dass irgendwas nicht stimmte. Ein Geräusch. Ich drehte mich um – und gleich kam der Bussard direkt auf mich zugeflogen. Ich spazierte mit Blick auf ihn, der inzwischen wieder auf dem Ast der Birke sass, und kam so problemlos aus seinem „Revier“ heraus. Die Strecke liegt an einer recht befahrenen Strasse unmittelbar im Anschluss an ein Quartier.

Ich meldete meine Beobachtung der Gemeinde, und am nächsten Tag standen die Warntafeln wieder.

Greifvogelangriffe auf Jogger

Sofort ducke ich mich und bevor ich mich vom ersten Schreck erholen kann, erfolgen die nächsten Angriffe. Einmal von links, dann gleich von rechts, wieder von links. Ich stehe unter die Äste einer Birke, welche direkt auf den Gehsteig ragen. Auf der Rückseite des Baumes, ziemlich weit oben, sitzt er – der Angreifer.

Ich habe keine Ahnung, was der vorhat. Gelesen habe ich über Greifvogelangriffe schon viel, aber selber betroffen war ich noch nie.

Fluchtversuch

Ich versuche nun vorsichtig, mich vom Baum in südlicher Richtung zu entfernen – und sofort startet der Bussard die nächsten Schein-Attacken. Der Versuch, in nördlicher Richtung aus der Gefahrenzone zu gehen, scheitert ebenso. Zu meiner Beunruhigung erblicke ich auf einem Nachbarbaum einen zweiten Bussard. Glücklicherweise hat jemand die Angriffe aus Distanz beobachtet und mich mit dem Auto aus der Gefahrenstelle geholt.

» Der Mann mit dem Hammer – Hammermann verhindern

Warum greifen die Vögel Läufer an?

Bussarde und andere Greifvögel sind in der Regel Fluchttiere. In der Aufzucht und Brutzeit von Mai bis Mitte Juli verteidigen sie jedoch ihr Revier und versuchen, „Eindringlinge“ mit Scheinangriffen und Attacken aus dem Gefahrengebiet zu vertreiben. Jogger und Läufer haben ein ähnliches Tempo wie die Feinde der Greifvögel, weshalb es vogelseitig zu einer „Verwechslung“ kommt.

Beim Angriff eines Bussards kann er dir Kopfverletzungen zufügen, die das Aufsuchen eines Arztes nötig machen. Mit einer Laufmütze bist du etwas geschützt. Meist beschränken sich die Greifvögel aber auf das „Imponieren“ mit Schein-Angriffen, die der Vogel knapp über deinen Kopf fliegt.

Wie verhalten bei einem Angriff?

Wenn du weisst, dass die Laufstrecke ein Greifvogel-Revier kreuzt, solltest du das Gebiet meiden. Schützen kannst du dich bei einem allfälligen Angriff – oder davor – mit einem Ästchen, welches du über deinen Kopf hältst.

Ein Kamikaze-Läuferkollege, welcher ähnliche Erfahrungen an einer anderen Stelle schon gemacht hatte, besorgt sich jeweils einen kleinen Ast und hält diesen beim Queren des Gebietes über den Kopf. Da der Greifvogel jeweils den „höchsten“ Punkt angreift, kann er gefahrlos weiterlaufen – und hat zusätzlich noch etwas Adrenalinschübe… Das habe ich inzwischen mehrmals erfolgreich ausprobiert.

Wichtig ist, dass du einen Angriff auf der Gemeinde oder bei einer regionalen Fachstelle meldest, damit weitere Läufer und Läuferinnen rechtzeitig gewarnt werden können.

Faszination

Greifvogelangriffe auf Jogger: Seit diesen „Scheinangriffen“ hat der Respekt vor dem Bussard, aber auch die Faszination an den Greifvögeln zugenommen und ich beobachte oft, wie sie friedlich über unserem Quartier ihre Kreise ziehen.

» Greifvögel: Gefahr beim Joggen (planet-wissen.de)

» Nachgefragt: Interview mit Greifvogelexperte

» Laufen in der Hitze